Internationale Gartenbauausstellung in Qingdao, China

Vom 21. bis 28. August 2014 wurden die Tigers zur Internationalen Gartenbauausstellung in Qingdao, China eingeladen, um dort die Stadt Mannheim und die DHBW Mannheim mit zu vertreten. Dabei begleiteten wir eine Delegation der Stadt Mannheim und der DHBW Mannheim, der auch der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, und der Rektor der DHBW Mannheim, Prof. Dr. Georg Nagler, angehörten.

Probleme mit der Ausrüstung

Bereits 2 Wochen vor Beginn der Reise bahnte sich ein Problem an: Die gesamte Ausrüstung der Tigers war immer noch in Brasilien, wo Ende Juni der RoboCup statt fand. Verschiedene Probleme, insbesondere wegen des Zolls, verhinderten, dass die Spedition die Koffer nach Deutschland zurück transportieren konnten.
Letztlich mussten wir improvisieren und durchsuchten das bereits geplünderte Tigers Labor nach brauchbarer Hardware für China. Zum Glück befand sich noch die alte Tigers-Flotte von 2011 im Labor und auch der 13. Bot von diesem Jahr, der nicht zur WM durfte, war einsatzbereit. So konnten wir dann doch noch mit 5 Bots, unterstützt von unserem Cheerleader-Roboter, nach China reisen.

Anreise mit Startschwierigkeiten

Nachdem das Problem der fehlenden Hardware gelöst war, kam am Flughafen ein neues Problem auf uns zu. Am Gate sagte man uns, dass unsere Koffer gefährliche Gegenstände enthielten und nicht mitgenommen werden könnten. Es stellte sich heraus, dass entgegen der Aussage der Lufthansa-Hotline LiPo-Akkus nicht im aufgegeben Gepäck erlaubt sind. Nach einigem hin und her und genauerer Einsicht der Lufthansa-Bestimmungen fand sich dann ein Kompromiss: Ein netter Mitarbeiter der Flugsicherung brachte uns die Akkus und wir durften sie im Handgepäck transportieren. Dies ist in geeigneten Mengen erlaubt und hat auch auf dem Rückflug problemlos funktioniert. Nette Annekdote am Rande: Hätten wir die Akkus ohne Schutzhülle in die Roboter verbaut, so wäre der Transport der Akkus laut den Sicherheitsbestimmungen auch in den Koffern erlaubt gewesen.

Aber als ob das Problem mit den Akkus nicht schon genug wäre, es beschäftigte uns auch noch ein weiteres Problem. Unsere Tickets waren nur auf standby gebucht, wir hatten also keine festen Plätze und das Flugzeug war massiv überbucht. Lufthansa hat wie üblich versucht, uns mit einem lukrativen Angebot auf einen Flieger am nächsten Tag umzubuchen. Als Gruppe von 8 Personen war es natürlich besonders unsicher, ob alle einen Platz bekämen. Es ging dann aber doch letztlich alles gut, plötzlich hatte jeder einen Platz und es ging auch schon sofort in den Flieger.
Stressiger hätte es nicht beginnen können.

Der Rest der Reise verlief dann aber endlich ohne weitere Zwischenfälle. In Qingdao angekommen fiel als erstes die sehr dunstige Luft auf. Erste Annahmen, es handle sich um Smok, wurden von unseren chinesischen Ansprechpartnern nicht bestätigt. Es handelte sich wohl nur um normalen Dunst, der auf Grund der Nähe zum Meer entsteht. Etwas ungewohnt fühlte sich die Luft aber dennoch an.

Die Fahrt zum Hotel war spannend, denn wie erwartet war der Verkehr aus unserer Perspektive sehr chaotisch und man konnte regelmäßig über LKWs staunen, deren Ladung sich augenscheinlich jeden Moment lösen müsste. Die Art der Autos und Motorräder und deren Zustand waren aus deutscher Sicht äußerst bedenklich, aber offensichtlich unproblematisch für die Chinesen.

22.08.14 - Erster Tag

Nachdem wir die Herausforderungen, die durch das Fehlen von Messern und Gabeln aufkamen, durch ein paar Essstäbchen bewätigen konnten, erwartete uns ein reichhaltiges, wenn auch gewöhnungsbedürftiges, chinesischen Frühstücksbüffet. Anschließend ging es auch schon aufs Expo-Gelände. Dieses lag gleich neben dem Hotel, daher sollten wir mit unseren Koffern einfach rüber laufen. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Strecke dann doch etwas länger war und wir gute 30-45 min zu Fuß bis zum Mannheimer-Stand brauchten.

Vor Ort wurden wir von Studenten und Mitarbeitern des Qingdao Technical College (QTC) empfangen, die uns beim Aufbau halfen. Das Technical College wurde im Laufe der Woche zur Partner-Universität der DHBW Mannheim. Die Studenten zeigten ebenfalls einige selbstgebaute Roboter. Diese waren allerdings aufs Kämpfen spezialisiert.

Nach dem Auspacken unserer Ausrüstung wurden erstmal einige Tests durchgeführt, denn Zeit zum Testen aller alten Roboter war in Mannheim nicht mehr gewesen. Es stellte sich aber glücklicherweise heraus, dass alle 2011er Roboter noch einwandfrei funktionierten und sich dank flexibler Programmierung immer noch durch unsere Software steuern ließen.
Die Vorfreude hielt jedoch nicht lang, denn langsam stellte sich heraus, dass die mitgebrachten Wireless XBox-Controller ausschließlich mit dem entsprechenden Funkmodul funktionieren, das sich noch in Brasilien befand. Die mitgebrachten Kabel waren reine Ladekabel. Plötzlich standen die Tigers zwar mit funktionierenden Bots, jedoch ohne die Möglichkeit diese zu steuern da. Und plötzlich kam obendrein die Info, dass schon heute eine Demonstration statt finden sollte, bei der der Mannheimer Bürgermeister vorbei schauen würde. Es musste also schnell eine Lösung her.

Zum Glück existierte bereits eine App für Android-Smartphones, mit der man die Bots ebenfalls steuern kann. Die Bedienung ist zwar schwieriger als mit Controllern, aber durchaus brauchbar. So wurden in letzter Minute noch zwei Smartphones vorbereitet, auf die alten 2011er Bots angepasst und die Demonstration war gerettet. Einem Match zwischem dem Mannheimer Oberbürgermeister und seiner Frau stand nun nichts mehr im Wege.

Abends wurden wir von der Mannheimer Delegation zu einem Festbankett eingeladen, das im Rahmen einer Vertragsunterzeichnung zwischen Mannheim und Qingdao veranstaltet wurde.

23.08.14 - Zweiter Tag

Das QTC hat uns Tags zuvor angeboten, mit uns in einem Kaufhaus nach kompatiblen Controllern zu schauen. Es sollten nur Hendrik und Timo mit ihm mit, damit die anderen schon alles vorbereiten konnten. Als diese sich morgens mit ihm treffen wollten, brachte er jedoch schon zwei Controller mit, was den Weg ins Einkaufszentrum ersparte. Die mitgebrachten Controller klappten zwar nicht auf anhieb, Nicolai schaffte es aber, indem er den Treiber angepasst hatte, sie ans laufen zu bringen.

Die Roboter kamen gut bei den chinesischen Besuchern an. Unter den Interressierten waren zum Einen Kinder, die gerne mal fahren und Tore schießen wollten, aber auch Technik-Fans, für die die Bots ein beliebtes Fotomotiv wurden. Die Kommunikation war zwar nicht immer leicht, doch durch die Hilfe unserer sympathischen Dolmetscherin konnten wir viele Fragen beantworten.

Nach einer Mittagspause und einer weiteren Vorführung am Nachmittag lud uns Prof. Nagler ein, das Bierfest zu besuchen. Qingdao gilt als chinesische Stadt des Bieres. In Anlehnung an das Oktoberfest gibt es dort einmal im Jahr das Qingdao-International Beer Festival. Trotz der vielen deutschen Biersorten (Wernesgrüner, HB, Paulaner, Krombacher, usw.) und Anspielungen auf Deutschland (Bierzelte/-bänke, Dirndl und Schlagermusik) vergisst man dort nicht, dass man sich in Asien befindet. An den Imbisständen gibt es z.B. Tintenfische und es gab eine Kirmesbude, in der man lebende Fische angeln konnte.

Trotz der anderen Sitten haben wir die neue Erfahrung genossen und hatten viel Spaß. Gegen 22 Uhr sind wir zurück ins Hotel.

24.08.14 - Dritter Tag

Leider hatte es in der Nacht von dem zweiten auf den dritten Tag angefangen zu regnen. Auf dem Platz vor dem Mannheimer Pavillon, wo wir sonst unser Equiment aufgebaut hatten, konnten wir die Roboter daher nicht präsentieren. Da für den Nachmittag jedoch der Besuch des Rektors des Qingdao Technical College angekündigt war, wichen wir in den doch recht engen Pavillon aus. Glücklicherweise hatten die Studenten des QTC morgens den Teppich abgedeckt, sodass dieser trocken geblieben war. Nach dem Umbau des Spielfeldes in den Mannheimer Pavillon konnten wir unsere Roboter einrichten und erwarteteten den Rektor des QTC. Ihm und seinen Begleitern konnten wir dann unsere Bots näher erklären. Mit Interesse verfolgte er die Vorführung und spielte ein kleines Match mit uns. Ebenfalls präsentierten die Studenten des QTC ihre selbst gebauten Kampfroboter. Abgeschlossen wurde der Besuch mit einem Gruppenfoto mit dem Rektor, den Studenten des QTC und den Tigers.

Anschließend konnten wir den letzten Takten der Band "Amsterdamn" aus Mannheim zuhören und sind Essen gegegangen, um uns für eine Tour über das Expo-Gelände zu stärken. Wir haben die Themen-Welt besucht und sind anschließend zum 4D-Kino gelaufen. In das Kino konnten wir leider nicht, jedoch waren wir dort an einer der höchsten Stellen des Geländes und hatten einen fantastischen Ausblick im Dunklen über die Austellung. Vom Kino sind wir zu dem großen Teich in der Mitte des Geländes gelaufen, um dort die Wasserspiele zu verfolgen - welche durch Musik und Feuerelemente eine großartige Show zeigten.

Den Abend haben wir auf Einladung im Schweden Haus ausklingen lassen. Dieses war direkt gegenüber vom Mannheimer Stand. Dort konnten wir auf der Dachterrasse mit dem "Designer" des Hause plaudern und die Aussicht genießen. Im sonst vollen Haus konnten wir Nachts ungestört Karaoke spielen - mit mehr oder weniger Talent. Als wir lange nach der Schließung des Geländes ins Hotel wollten, begegneten wir noch zwei Polizisten am Ausgang. Deren Aufgabe schien uns nicht ganz klar, sie waren aber vor allem an unseren "exclusiven" Besucher Tickets interessiert. Da aber weder sie uns, noch wir sie verstanden, konnten wir problemlos ins Hotel zurückkehren.

25.08.2014 - Vierter Tag

Der vierte Tag war der erste, an dem wir einen etwas großzügigeren Zeitplan hatten. Wir wurden gegen Mittag abgeholt und sind der Einladung des Qingdao Technical College nachgekommen. Ziel war es, den studentischen und kulturellen Austausch zu fördern und den College Campus zu besuchen. Dafür mussten wir jedoch auf die andere Seite der 8-Millionen-Stadt, daher dauerte die Fahrt quer durch die Stadt und unter dem Meer hindurch etwas länger.

Am Campus der Universität angekommen, machten wir zunächst einen Rundgang über den einladenden Campus, dessen Größe uns doch überrascht hat. Anschließend wurden uns einige Maschinen und ihr privates Museum gezeigt. Danach konnten wir uns mit den QTC Studenten gemütlich bei einem Kaffee und Obst austauschen, bevor es zum Highlight ging: Dem Zubereiten der traditionellen chinesischen "Maultaschen".

Für die Zubereitung der Maultaschen wurde von allen Tigers voller Einsatz und höchstes Geschick gefordert. Nach einer kurzen Einführung der Studenten, Professoren und Mitarbeiter des QTC war Teamarbeit zwischen allen gefragt. Dabei sieht die Zubereitung mit Messer, Holzstange und händischer Füllung einfacher aus, als es ist. Zum Vergleich, während wir zu neunt ein Blech vorbereiteten, schafften unsere Freunde vom QTC vier Bleche und waren eher fertig. Das anschließende gemeinsame Essen schmeckte aber allen. Gesättigt und zufrieden wurden wir Abends wieder in das Hotel zurückgefahren.

26.08.2014 - Fünfter Tag

Der fünfte Tag war bereits der letzte Tag, an dem wir auf der Expo unsere Roboter präsentierten. Nach einer herzlichen Verabschiedung von den anderen Pavillon-Mitarbeitern, die dort Wein aus der Mannheimer Region vorstellten, hatten wir den Nachmittag zur freien Verfügung. Wir entschieden uns, die Innenstadt zu besuchen. Nach einer langen Busfahrt waren wir rechtzeitig für den Sonnenuntergang am olympischen Hafen. 2008 war Qingdao der Austragungsort für alle Segelwettkämpfe der Olympischen Spiele. Sehr beeindruckend war vor allem die nächtliche Skyline. Manche Hochhäuser werden durch Lichter zu gigantischen Bildschirmen.

Nachdem sich unsere Übersetzerin verabschiedet hatte (um 22:00 schließt die Eingangstür ihres Wohnheims) gingen wir noch das Ufer entlang. Dort waren allerhand kleine Stände aufgebaut, die den fast ausschließlich chinesichen Touristen Souvenirs verkauften. Die Rückfahrt zum Hotel gestaltete sich zunächst schwierig. Die Übersetzerin hatte uns gewarnt, nicht mehr als 100 Yuan pro Taxi zu bezahlen. Das erste Angebot lag mit 400 Yuan für 9 Personen deutlich höher. Nach einigen Verhandlungen und unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen konnten wir uns jedoch auf einen angemesseneren Preis einigen und haben unser Hotel sicher erreicht.

27.08.2014 - Sechster Tag

Das Programm des vorletzten Tags wurde vom QTC geplant. Zunächst stand eine Besichtigung des olypmischen Hafens, diesmal bei hellem, an. Von dort hat man eine gute Sicht auf die Zufahrt der Bucht Qingdaos. Dort liegt ein großer Tiefseehafen, der achtgrößte der Welt. Ständig waren viele große Containerschiffe zu sehen. Und das obwohl die Sicht von dem scheinbar ständig über der Bucht hängendem Nebel getrübt war.

Der nächste Punkt auf dem Programm war ein Mittagessen in einem Restaurant. Die Besonderheit hier war, das das Restaurant im 25. Stock eines Hochhauses ist und nah am Meer liegt. Wie auch schon das Buffet am ersten Tag war das Essen klassisch chinesich. Die verschiedenen Gerichte wurden allesamt auf eine Drehplatte in der Tischmitte gestellt, von dem man sich nehmen konnte worauf man Lust hatte.

Anschließend besuchten wir einen Strand in der Nähe. Da niemand Badehosen dabei hatte, sind jedoch nur die wenigsten ins erstaunlich warme Wasser. Da dies das letzte Mal sein würde, dass wir die Verantwortlichen des QTC sehen würden, verabschiedeten wir uns dort von ihnen.

Nach Einkaufsmöglichkeiten gefragt, zeigte unsere Übersetzerin uns einen Markt. Sie warnte uns jedoch davor, dass die "Marken"-artikel wohl alle keine echten seien. Und so war es auch. In einem Marktgebäude, wo ehemals "normale" Artikel angeboten wurden, erstreckte sich ein Labyrinth aus kleinen Ständen mit vielen verschiedenen Schuhen, Gürteln, Taschen, Uhren und vielem mehr. Nach näherer Begutachtung griff dann keiner von uns trotz der niedrigen Preise zu.

Von dort aus nahmen wir einen öffentlichen Bus in die Innenstadt wo wir in einem Kaufhaus Mitbringsel kauften. Unter anderem haben einige von uns sich aus einem Teehaus chinesichen schwarzen Tee mitgebracht - natürlich erst nach einer traditionellen Tee-Verkostung.

Später haben wir in der Innenstadt in einem chinesichen Schnell-Imbiss zu Abend gegessen, welcher sich, trotz komplett anderer Speisen, nicht wesentlich von den in Deutschland zu findenden Pendants unterscheidet. Anschließend ging es zum letzten Mal nachts mit dem Taxi durch Qingdao, zurück zum Hotel.

28.08.2014 - Letzter Tag

Am Abreisetag ging der Flieger erst spät, und so verbrachten wir noch einmal einen Tag auf dem Expo-Gelände, bevor es dann zum Flughafen und zurück nach Deutschland ging. Der Flieger landete schon am 29. um 5 Uhr morgens als einer der ersten in Frankfurt, und so hatten alle Tigers noch reichlich Zeit, sich wieder in ganz Deutschland zu ihren Praxis-Orten zu verteilen.

Am Ende der Woche waren die anfänglichen Schwierigkeiten wieder komplett vergessen. Nicht vergessen werden wir hingegen die sehr schöne und wirklich erfahrungsreiche Woche im Land der Mitte.

Sehen Sie sich Bilder aus China in der Galerie an 

Autoren: Nicolai Ommer, Rico Fritzsche, Timo Schumacher, Julian Springer